
Bundesregierung plant Aufschwung für bezahlbares Wohnen
Nach vier Jahren Baukrise stellt die Bundesregierung eine neue Strategie zur Förderung des Wohnungsbaus vor. Beim Tag der Bauindustrie in Berlin machte Bundeskanzler Friedrich Merz deutlich, dass bezahlbarer Wohnraum eine zentrale soziale Frage sei. Der Neubau müsse einfacher, schneller und preisgünstiger erfolgen – insbesondere durch serielle Bauweisen und verkürzte Genehmigungsprozesse.
Wohnraummangel bleibt groß
Der Bedarf an Wohnungen liegt laut Kanzleramt bei über 500.000 Einheiten. Die Zielmarke von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr wurde in der Vergangenheit nicht erreicht. 2024 lag die Zahl der Baugenehmigungen bei nur rund 215.000. Die Bundesregierung will daher den Zugang zu Wohneigentum für Durchschnittsverdienende erleichtern und durch bessere Rahmenbedingungen für Investitionen sorgen.
Kommunen sollen Bauland bereitstellen
Eine zentrale Maßnahme ist die verstärkte Aktivierung von Bauland durch die Kommunen. Der Bund fordert von den Gemeinden, geeignete Flächen zur Verfügung zu stellen. Parallel sollen Genehmigungsfristen verkürzt und Verfahren vereinfacht werden. In einzelnen Bundesländern existieren bereits Modelle, bei denen Genehmigungen nach Fristablauf als erteilt gelten – solche Ansätze sollen ausgeweitet werden.
Bundesbauministerium kündigt neue Bauansätze an
Bundesbauministerin Verena Hubertz kündigte weitere Schritte zur Vereinfachung des Bauens an – unter anderem durch die Einführung eines neuen „Gebäudetyps E“. Auch der soziale Wohnungsbau soll verstärkt gefördert und das Planungsrecht auf Bundes- und Landesebene entschlackt werden. Öffentliche Bauherren sollen künftig stärker in den Wettbewerb mit privaten Akteuren treten, um innovative und wirtschaftliche Lösungen zu fördern.
Bauindustrie fordert verlässliche Förderung und mehr Digitalisierung
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie sieht die neue Bundesregierung in der Pflicht, die bestehenden Förderstrukturen zu reformieren. Die bisherigen Programme seien unübersichtlich und nicht wirksam genug. Die Branche fordert eine Vereinheitlichung der Instrumente sowie verlässliche Finanzierungsgrundlagen. Gleichzeitig räumt die Bauindustrie eigenen Nachholbedarf ein – etwa beim digitalen Planen und Bauen. Die Auslastung der Bauunternehmen liegt derzeit nur bei rund 70 Prozent, was Raum für neue Aufträge schafft.