Sand- und Kiesabgabe unnötig – RC-Baustoffe günstiger

Sand- und Kiesabgabe unnötig – RC-Baustoffe günstiger

Sand- und Kiesabgabe unnötig – RC-Baustoffe günstiger

  • Hochbau
  • 4 Min

Die Diskussion um die von der nordrhein-westfälischen Landesregierung geplante Sand- und Kiesabgabe erhält durch eine neue Erhebung der Bauverbände NRW neue Dynamik. Die Auswertung zeigt, dass Recyclingbaustoffe (RC-Baustoffe) im Median über 60 Prozent günstiger sind als Primärrohstoffe. Damit entfalle der zentrale Rechtfertigungsgrund für die geplante Abgabe, die den Einsatz von Recyclingmaterialien fördern sollte.
Laut der Untersuchung, an der 21 Betriebe aus Straßen-, Tief- sowie Garten- und Landschaftsbau beteiligt waren, kostet eine Tonne güteüberwachtes RC-1-Material (0/45) im Median 8,50 Euro. Für Primärmaterialien wie Basalt, Kalkstein oder Grauwacke werden dagegen durchschnittlich 22,00 Euro pro Tonne fällig. Trotz regionaler Unterschiede bleibt das Ergebnis eindeutig: RC-Materialien sind erheblich günstiger und wirtschaftlich attraktiver als natürliche Rohstoffe.

Branche warnt vor zusätzlichen Kosten durch neue Abgabe

Die Bauverbände kritisieren, dass eine Verteuerung von Sand und Kies über Abgaben keine ökologische Lenkungswirkung hätte, sondern lediglich zu höheren Baukosten führen würde. Bereits heute leidet die Branche unter gestiegenen Energie-, Transport- und Materialpreisen. Eine zusätzliche Belastung könnte die wirtschaftliche Lage weiter verschärfen und öffentliche wie private Bauprojekte ausbremsen.
Aus Sicht der Bauwirtschaft wäre es deutlich effektiver, den Einsatz von Recyclingmaterialien durch gezielte Informationsarbeit und rechtliche Klarheit zu fördern. In der Praxis werden RC-Baustoffe nach wie vor zu selten genutzt – häufig aus Unsicherheit über ihre Eignung oder wegen unklarer Vergaberegeln.

Ersatzbaustoffverordnung schafft Sicherheit – doch Anwendung stockt

Die Ersatzbaustoffverordnung definiert seit 2023 klare technische Anforderungen und Grenzwerte für den Einsatz von Recyclingbaustoffen. Güteüberwachte RC-Materialien erfüllen diese Standards und gelten als umweltverträglich sowie bautechnisch geeignet. Dennoch greifen viele öffentliche Auftraggeber weiterhin bevorzugt auf Primärmaterialien zurück. Grund sind fehlende Kenntnisse über die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Potenziale des Recyclings.

Gleichstellung als Schlüssel zur Ressourcenschonung

Die Bauverbände NRW fordern daher, RC-Baustoffe rechtlich vollständig mit Primärrohstoffen gleichzustellen. Eine eindeutige „Abfallende-Regelung“ solle sicherstellen, dass güteüberwachte RC-Materialien als Produkte und nicht länger als Abfall gelten. Nur so könne die öffentliche Beschaffung gezielt auf Recycling setzen und zur Ressourcenschonung beitragen.
Eine solche Reform würde nicht nur natürliche Rohstoffe schützen, sondern auch die Baukosten stabilisieren und die Kreislaufwirtschaft stärken. Für die Branche ist klar: Statt neuer Abgaben braucht es praktikable Regeln, die den Einsatz von Recyclingmaterial erleichtern und fördern.