Brückenbau der Zukunft: Modular, schnell und nachhaltig

Brückenbau der Zukunft: Modular, schnell und nachhaltig

Brückenbau der Zukunft: Modular, schnell und nachhaltig

  • Nachhaltigkeit
  • 4 Min

Viele Brücken in Deutschland sind in einem schlechten Zustand und müssen dringend ersetzt werden. Vor allem kleinere Bauwerke mit Spannweiten von bis zu 30 Metern benötigen kosteneffiziente und nachhaltige Lösungen. Neben der Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit gewinnen Aspekte wie Umweltfreundlichkeit zunehmend an Bedeutung.

Modulare Fertigteilsysteme als Lösung

Professor Holger Flederer von der HTW Dresden und sein Team erforschen, wie modulare Systeme und Fertigteile den Brückenbau revolutionieren können. Diese Ansätze sollen Planungszeiten verkürzen, Baustellenzeiten minimieren und Kosten senken. Unterstützt wird die Forschung von der Hentschke Bau GmbH sowie dem Institut für Massivbau der RWTH Aachen.

Ein Prototyp zeigt das Potenzial

Gemeinsam wurde eine innovative Straßenbrücke entwickelt, die aus vorgespannten Fertigteilen mit Carbonbewehrung besteht. Die Carbonbewehrung ermöglicht schlankere Querschnitte, da sie korrosionsbeständig und hochfest ist. Dadurch wird nicht nur das Eigengewicht reduziert, sondern auch die Lebensdauer erhöht.

Erfolgreicher Praxistest mit Behelfsbrücke

Im Rahmen des Projekts PAMB wurde eine Behelfsbrücke aus Carbonbeton-Fertigteilen unter realen Bedingungen getestet. Während der Sanierung zweier Brücken auf der Bundesstraße 173 wurden fünf 16 Meter lange Module vorgefertigt und innerhalb eines Tages vor Ort montiert. Besonderheiten wie der Verzicht auf eine Asphaltdecke und ausschließlich nichtmetallische Bewehrung machten das Bauwerk zu einem Meilenstein. Die Brücke bestand den einjährigen Belastungstest ohne Auffälligkeiten und wird künftig an einem anderen Standort erneut eingesetzt.

Vision: Brücken aus dem Baukasten

Fertigteilsysteme könnten den Brückenbau revolutionieren, indem Planungen und Genehmigungen für Serienfertigungen zentralisiert werden. Bauteile könnten wie aus einem Katalog bestellt und flexibel für temporäre oder dauerhafte Einsätze genutzt werden. Auch Kombinationen aus metallischer und nichtmetallischer Bewehrung bieten Potenzial für verschiedene Anwendungen.

Zukunftsforschung und Kooperation

Das Team der HTW Dresden arbeitet daran, die Verwendung von seriengefertigten Bauteilen, insbesondere für kleinere Brücken, voranzutreiben. Ziel ist es, neue Standards zu setzen und Baulastträger von den Vorteilen zu überzeugen. Dank einer erfolgreichen Zusammenarbeit und Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie konnte das Projekt PAMB wichtige Grundlagen für den Brückenbau der Zukunft schaffen.

Bild: © Jakob Putz, HTW Dresden