
10-Länder-Studie zeigt Nachhaltigkeitslücke in Europa
Nachhaltigkeit ist für viele Bauherren ein erklärtes Ziel – doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine deutliche Lücke. Eine internationale Studie der USP Marketing Consultancy zeigt, dass zwar drei von vier Bauherren nachhaltige Lösungen anfragen, diese jedoch nur in jedem fünften Bauprojekt tatsächlich umgesetzt werden. In den meisten Fällen scheitern die Pläne, sobald die Kosten vorliegen. Befragt wurden 941 Architekturbüros in zehn europäischen Ländern, die ihre Erfahrungen mit den Projekten ihrer Auftraggeber schilderten.
Unterschiede zwischen den Märkten
Im Durchschnitt berichten 73 Prozent der Architekturbüros von einer häufigen Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen. Tatsächlich investitionsbereit sind aber nur 31 Prozent der Bauherren. Besonders groß ist die Nachhaltigkeitslücke in Ländern wie Spanien und Polen, wo über die Hälfte der Bauherren nach Vorlage der Kosten ihre ursprünglichen Ambitionen zurückstellen. Deutschland liegt mit seinen Ergebnissen näher am europäischen Durchschnitt.
Fehlerhafte Positionierung nachhaltiger Lösungen
Ein wesentlicher Grund für die geringe Umsetzung liegt in der Art und Weise, wie nachhaltige Maßnahmen präsentiert werden. Häufig werden sie als zusätzliche Option oder „Upgrade“ angeboten und gelten daher aus Sicht der Bauherren als verzichtbar. Vor allem unsichtbare oder technische Maßnahmen wie verbesserte Luftdichtheit, hochwertige Dämmung, CO₂-arme Materialien oder langlebige Bauteile fallen diesem Muster zum Opfer. Sichtbare Maßnahmen wie Solaranlagen oder Dachbegrünungen werden dagegen häufiger umgesetzt, da sie Bauherren die Möglichkeit geben, ihre ökologische Haltung nach außen zu demonstrieren.
Frühzeitige Integration als Lösungsansatz
Damit nachhaltige Maßnahmen nicht gestrichen werden, empfehlen die Studienautoren eine frühzeitige Integration in die Projektplanung. Wenn Nachhaltigkeit von Anfang an in den Spezifikationen verankert ist, steigt die Chance auf Realisierung erheblich. Empfohlen wird, mit Lebenszykluskostenmodellen, Risikobetrachtungen und gebündelten Spezifikationen zu arbeiten, um die Vorteile deutlich zu machen. Besonders aufgeschlossen für nachhaltige Lösungen zeigen sich laut Analyse öffentliche Auftraggeber, Unternehmen und langfristige Gebäudebetreiber, während Privathaushalte und Projektentwickler mit Fokus auf Weiterverkauf eher zurückhaltend agieren.