Wohnungsbau verliert fast 10.000 Betriebe

Wohnungsbau verliert fast 10.000 Betriebe

Wohnungsbau verliert fast 10.000 Betriebe

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Im Jahr 2024 hat die Bauwirtschaft einen schweren Rückschlag erlitten: Rund 9.700 Betriebe aus dem Bereich Wohnungsbau mussten ihre Tätigkeit aufgeben – ein Anstieg um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit drohen nicht nur massive Kapazitätsverluste, sondern auch die politischen Ziele im Wohnungsneubau geraten in Gefahr. Branchenexperten sprechen von einem Alarmsignal für die Wirtschaftspolitik.

Gesamtwirtschaftlich höchste Schließungszahlen seit 2011

Nach einer Analyse von Creditreform und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) lag die Zahl der Unternehmensaufgaben 2024 branchenübergreifend bei 196.100 – so viele wie seit 13 Jahren nicht mehr. Besonders betroffen sind energieintensive Industriezweige sowie technologieorientierte Dienstleister. Steigende Betriebskosten, internationale Konkurrenz und ein zunehmender Fachkräftemangel gelten als Hauptursachen.

Kapazitätsverluste gefährden Neubauziele

Die Folgen für den Wohnungsbau sind gravierend. Mit dem Rückzug von tausenden Unternehmen verlieren Kommunen und Bauherren dringend benötigte Kapazitäten. Der ohnehin schleppende Wohnungsbau droht damit weiter ins Stocken zu geraten. Die im Koalitionsvertrag angekündigte Wohnbauoffensive gerät unter Druck – nicht nur durch hohe Kosten, sondern auch durch fehlende personelle Ressourcen.

Substanzverlust durch Standortverlagerungen

Besonders besorgniserregend ist der Rückgang bei wirtschaftlich starken Unternehmen: Mehr als 4.050 dieser Betriebe wurden 2024 abgemeldet – fast doppelt so viele wie im Schnitt der Vorjahre. Viele Produktionsbetriebe verlagern ihre Aktivitäten ins Ausland oder stellen Investitionen ein. Die Folge ist ein schleichender Substanzverlust für den Standort Deutschland, warnt Creditreform-Experte Patrik-Ludwig Hantzsch.

Nachfolgeprobleme verschärfen Fachkräftemangel

Auch bei kleinen, inhabergeführten Betrieben ist die Lage angespannt. Oft fehlt ein geeigneter Nachfolger – nicht aus wirtschaftlicher Not, sondern aus mangelndem Interesse junger Generationen an unternehmerischer Verantwortung. Laut ZEW-Expertin Sandra Gottschalk empfinden viele junge Menschen eine Festanstellung als attraktiver und sicherer. Für die Baubranche bedeutet das: Der Fachkräftemangel bleibt eine zentrale Herausforderung.