Weniger Sicherheitsbeauftragte - IG Bau warnt
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) warnt eindringlich vor den bekannt gewordenen Plänen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), die Zahl der Sicherheitsbeauftragten insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen deutlich zu verringern. Nach Einschätzung der Gewerkschaft würde eine solche Maßnahme das Sicherheitsniveau auf Baustellen und in Handwerksbetrieben gefährden und den Arbeitsschutz insgesamt schwächen.
Sicherheitsbeauftragte als tragende Säule des Arbeitsschutzes
Sicherheitsbeauftragte sind in vielen Betrieben unverzichtbar. Sie erkennen Gefahren, begleiten die Umsetzung von Schutzmaßnahmen und sind direkte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für ihre Kolleginnen und Kollegen. Besonders auf Baustellen, in Dachdecker-, Maurer- oder Straßenbaubetrieben, aber auch in der Gebäudereinigung oder im Gartenbau tragen sie entscheidend dazu bei, dass Sicherheitsvorgaben eingehalten und Risiken frühzeitig erkannt werden.
Nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) gibt es bundesweit rund 670.000 aktive Sicherheitsbeauftragte – meist ehrenamtlich und zusätzlich zu ihrer regulären Arbeit. Sie bilden ein zentrales Element der betrieblichen Präventionsarbeit und sorgen dafür, dass Sicherheit im Alltag gelebt wird.
Erfolge bei Unfallvermeidung dürfen nicht gefährdet werden
Die IG BAU verweist auf den deutlichen Rückgang tödlicher Arbeitsunfälle in den vergangenen Jahren. Während im Jahr 2015 noch rund 630 Menschen bei der Arbeit ums Leben kamen, waren es 2024 etwa 351. Dieser langfristige Trend belege, dass Prävention wirkt – insbesondere durch das Engagement der Sicherheitsbeauftragten und die enge Zusammenarbeit der Gewerkschaft mit der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) im Rahmen der Initiative Vision Zero. Das Ziel einer Arbeitswelt ohne tödliche Unfälle bleibe jedoch weiterhin unerreicht, weshalb bestehende Strukturen nicht geschwächt werden dürften.
Fachkräftemangel und psychische Belastung verschärfen die Risiken
Bereits heute arbeiten viele Beschäftigte unter hohem Druck und teils an der Belastungsgrenze. Fachkräftemangel, zunehmende Leistungsverdichtung und steigende psychische Beanspruchung erhöhen die Unfallgefahren zusätzlich. Aus Sicht der IG BAU wäre eine Reduzierung der Sicherheitsbeauftragten daher ein falsches Signal, das die Verantwortung für Sicherheit wieder stärker auf einzelne Betriebe abwälzen würde.
Forderung nach Kurskorrektur und Stärkung der Prävention
Die Gewerkschaft fordert das BMAS auf, seine Pläne zurückzunehmen und stattdessen den präventiven Arbeitsschutz auszubauen. Sicherheit müsse als Ausdruck von Verantwortung und Wertschätzung verstanden werden – nicht als bürokratische Last. Eine enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern, der DGUV und der BG BAU sei notwendig, um langfristig sichere und gesunde Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.