Planungsverbände drängen auf Reformen für schnelleres Bauen

Planungsverbände drängen auf Reformen für schnelleres Bauen

Planungsverbände drängen auf Reformen für schnelleres Bauen

  • Politik
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Die Bundesingenieurkammer und der Verband Beratender Ingenieure (VBI) fordern von der Bundesregierung und den Ländern umfassende Reformen, um Planungs- und Bauprozesse in Deutschland zu beschleunigen. Anlässlich des bevorstehenden Ingenieur Summit 2025 in Berlin haben beide Organisationen eine gemeinsame Sechs-Punkte-Erklärung vorgelegt, die konkrete Maßnahmen benennt, um die Erneuerung der Infrastruktur, die Energiewende und den Wohnungsbau voranzubringen.

Zentrale Forderung: Vereinheitlichung der Bauordnungen

Eine der Kernforderungen betrifft die Vereinheitlichung der Landesbauordnungen. Unterschiedliche Vorschriften in den Bundesländern erschweren und verzögern Projekte erheblich. Nur mit einer einheitlichen und praxisnahen Regelung könnten Planungs- und Genehmigungsverfahren effizient gestaltet werden. Zusätzlich plädieren die Verbände für die Einführung verbindlicher Stichtagsregelungen, um Genehmigungen zu beschleunigen – insbesondere bei Sanierungs- und Ersatzmaßnahmen.

Digitalisierung als Schlüssel zur Beschleunigung

Die vollständige Digitalisierung der Planungs- und Genehmigungsverfahren wird als unverzichtbar betrachtet. Derzeit würden Planungsbüros enorme personelle und zeitliche Ressourcen in bürokratische Prozesse investieren – Fachkräfte, die an anderer Stelle dringend benötigt würden, blieben dadurch gebunden. Eine moderne digitale Infrastruktur könne die Prozesse beschleunigen und gleichzeitig Planungssicherheit schaffen.

Sechs Maßnahmen für eine zukunftsfähige Planungskultur

Die Sechs-Punkte-Erklärung von Bundesingenieurkammer und VBI benennt folgende Schwerpunkte:

    1. Sichere und langfristige Finanzierung der Infrastruktur

    2. Beschleunigter Wohnungsbau durch vereinfachte Standards und EH55-Förderung

    3. Schnellere Genehmigungen durch effizientere Verfahren

    4. Staatsmodernisierung und Digitalisierung als Grundlage des Fortschritts

    5. Fachkräftesicherung durch gezielte Nachwuchsförderung und HOAI-Novelle

    6. Qualitäts- und Geschwindigkeitsgewinn durch faire Vergabeverfahren

Fachkräftemangel als wachsendes Problem

Die Erreichung ambitionierter Ziele im Bereich Klimaschutz, Hochbau und Infrastruktur hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit qualifizierter Ingenieurinnen und Ingenieure ab. Deshalb sei eine gemeinsame Initiative von Politik und Wirtschaft zur Fachkräftegewinnung notwendig. Die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen müssten nun zügig umgesetzt werden. Die Planungsverbände bieten hierzu ihre aktive Zusammenarbeit an.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen stärken

Öffentliche Auftraggeber sollen künftig die Honorarsätze der HOAI ohne Abschläge ansetzen, um wirtschaftlich tragfähige Planung zu sichern. Auch die Vergabepraxis müsse mittelstandsfreundlicher und leistungsorientierter werden. Dumpingpreise gefährdeten Qualität und Innovationskraft in der Bauplanung und seien langfristig kontraproduktiv.

Stimmen aus der Branche: Bürokratieabbau und Vertrauen schaffen

VBI-Präsident Jörg Thiele forderte eine schnelle Entlastung mittelständischer Planungsbüros von überbordender Bürokratie, um den dringend benötigten "Bauturbo" in Gang zu setzen. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, betonte die gesellschaftliche Dimension funktionierender Infrastruktur und bezahlbaren Wohnraums. Nur mit transparenten Verfahren und Beteiligung der Bevölkerung könne das Vertrauen in staatliches Handeln gestärkt werden.