Gerüstbau: Mehr Lohn und Sommerausfallgeld
Das Gerüstbauer-Handwerk setzt mit einem neuen Tarifvertrag ein starkes Zeichen. In den kommenden zwei Jahren steigen die Löhne um insgesamt 11,9 Prozent. Ab 1. November 2025 erhöht sich der Lohn zunächst um 7,5 Prozent, zum 1. Oktober 2026 folgt ein Plus von 4,4 Prozent. Damit wächst der Stundenlohn eines Facharbeiters von 17,91 Euro auf 20,10 Euro. Gleichzeitig steigt der Branchenmindestlohn zum 1. Januar 2026 auf 14,35 Euro, ab Anfang 2027 auf 14,90 Euro. Zudem wird die tarifliche Zusatzrente ab August 2026 um zehn Prozent angehoben. Die Branche verknüpft die Einkommensverbesserungen mit dem Ziel, attraktiv zu bleiben und dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Stärkere Förderung von Nachwuchskräften
Auch für Auszubildende bringt der Tarifabschluss Vorteile. Die Vergütung steigt ab November 2025 auf 1.125 Euro im ersten Lehrjahr, 1.300 Euro im zweiten Jahr und 1.550 Euro im dritten. Damit zählt die Ausbildung im Gerüstbauer-Handwerk weiterhin zu den finanziell attraktivsten im Handwerk. Die Verantwortlichen sehen darin einen wichtigen Baustein, um junge Menschen für das Gewerk zu interessieren und langfristig qualifizierte Fachkräfte aufzubauen. Der Tarifvertrag für die Ausbildungsvergütungen gilt bis 31. Oktober 2027, die Mindestlohnregelung bis Ende 2027.
Sommerausfallgeld als Reaktion auf Extremwetter
Erstmals wird ein Sommerausfallgeld eingeführt, das Beschäftigte bei Hitze, Sturm oder anderen extremen Wetterbedingungen absichert. Vom 1. Mai bis 31. August erhalten betroffene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer künftig 75 Prozent ihres Stundenlohns für bis zu 50 Ausfallstunden jährlich. Betriebe erhalten gleichzeitig 32 Prozent der Sozialaufwendungen erstattet. Die Leistung wird über die Sozialkassen abgewickelt und schafft einen Ausgleich für Arbeitsunterbrechungen, die durch klimabedingte Belastungen entstehen. Damit übernimmt das Gerüstbauer-Handwerk eine Vorreiterrolle beim Schutz vor Klimarisiken, nachdem bereits die Dachdeckerbranche ein vergleichbares Modell eingeführt hat.
Impuls für faire Bedingungen und Zukunftssicherung
Der Tarifabschluss stärkt die Branche sowohl sozial als auch wirtschaftlich. Für rund 36.000 Beschäftigte bedeutet er höhere Löhne, bessere soziale Absicherung und neue Schutzmechanismen bei Extremwetter. Zugleich erhalten Betriebe mehr Planungssicherheit in einer Zeit, in der Wetterrisiken und Personalknappheit das Baugeschehen zunehmend beeinflussen. Das Sommerausfallgeld gilt als wichtiger Schritt in Richtung eines möglichen Klima-Kurzarbeitergelds für die gesamte Bauwirtschaft. Mit der Vereinbarung sendet die Branche ein Signal für faire Arbeitsbedingungen und Modernisierung in einem besonders witterungsabhängigen Gewerk.