
Gebäudetyp E: Neue Haftungsrisiken?
Mit dem Gebäudetyp E plant die Bundesregierung eine tiefgreifende Reform im Wohnungsbau. Ziel ist es, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Künftig sollen Abweichungen von den anerkannten Regeln der Technik nicht mehr automatisch als Mangel gelten. Damit will die Politik den Kostendruck im Bausektor abfedern und die Baupreise spürbar senken.
Verbraucherschutz unter Druck
Fachleute befürchten, dass die Absenkung etablierter Standards zu massiven Qualitätseinbußen führen könnte. Verbraucherschützer warnen, dass Bauherren die Tragweite solcher Abweichungen häufig nicht einschätzen können. Ohne klare und transparente Information drohe ein Ungleichgewicht in den Vertragsverhältnissen. Kritiker sehen die Gefahr, dass Unternehmen aus Kostengründen auf einfachere, aber minderwertige Bauweisen zurückgreifen – mit möglichen langfristigen Schäden für Bauherren.
Umfrage zeigt Ablehnung durch Bauherren
Eine aktuelle Befragung verdeutlicht, dass die Mehrheit der Bauherren die Absenkung der Baustandards ablehnt. Selbst wenn Einsparungen von bis zu zehn Prozent möglich wären, sind rund 60 Prozent nicht bereit, auf Qualität zu verzichten. Nur etwa ein Drittel würde Zugeständnisse machen. Damit wird klar, dass bezahlbarer Wohnraum zwar dringend benötigt wird, aber nicht auf Kosten der Bauqualität entstehen soll.
Fragwürdige Effekte im Einfamilienhausbau
Experten weisen zudem darauf hin, dass die erhofften Einsparungen vor allem im Mehrfamilienhausbau greifen könnten, wo Skaleneffekte wirken. Im individuell geplanten Einfamilienhaus hingegen dürften die Effekte marginal bleiben. Zudem ist unsicher, ob potenzielle Kostenvorteile tatsächlich an die Verbraucher weitergegeben würden.
Risiko für Bauunternehmen
Für die Bauwirtschaft stellt sich die Frage, ob kurzfristige Kostenvorteile den möglichen Reputationsschaden aufwiegen. Sollten Mängel auftreten oder Rechtsstreitigkeiten entstehen, könnten Bauunternehmen finanziell und rechtlich stärker belastet werden. Viele Fachleute sehen daher die Gefahr, dass die Abkehr von bewährten Standards die Wohnungsfrage nicht löst, sondern die Unsicherheit in der Branche noch vergrößert.