Fachkräftemangel: 45.000 abgewandert

Fachkräftemangel: 45.000 abgewandert

Fachkräftemangel: 45.000 abgewandert

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Der Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft spitzt sich weiter zu. Besonders alarmierend ist die Abwanderung von rund 45.000 Bauarbeitern im Jahr 2023 und 2024, wie eine neue Studie der Sozialkassen der Bauwirtschaft (Soka-Bau) zeigt. Die Hauptgründe für die Abwanderung sind niedrige Einkommen und hohe körperliche Belastung. Früher zogen es viele Fachkräfte vor, ins verarbeitende Gewerbe zu wechseln, heute zieht es jedoch immer mehr Bauarbeiter in den öffentlichen Dienst. Die Konkurrenz durch den öffentlichen Sektor wird somit zur größten Herausforderung für die Bauwirtschaft.

Vergütung und Arbeitsbedingungen als Schlüssel

Die Studie zeigt jedoch auch positive Anzeichen für die Branche: Drei Viertel der abgewanderten Fachkräfte können sich unter besseren Arbeitsbedingungen und höherer Vergütung eine Rückkehr in die Bauwirtschaft vorstellen. 70 Prozent der Abgewanderten sehen ihren Schritt als dauerhaft an, doch 30 Prozent hatten diesen Schritt als temporär geplant. Insbesondere eine bessere Vergütung wird als stärkster Rückkehranreiz genannt. Auch unter den verbleibenden Beschäftigten gibt es Anzeichen für eine hohe Wechselbereitschaft – rund 23 Prozent denken über einen Branchenwechsel nach.

Öffentlicher Dienst als neue Konkurrenz

Die größte Veränderung in der Abwanderung zeigt sich in der Wahl des neuen Beschäftigungsfelds. Statt ins verarbeitende Gewerbe wechseln immer mehr Bauarbeiter in den öffentlichen Dienst, beispielsweise in Bauämter. Dies liegt an der konjunkturellen Schwäche der Industrie und den attraktiveren Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst, wie etwa besseren Arbeitszeiten und weniger körperlicher Belastung. Der öffentliche Dienst wird somit zu einer immer größeren Konkurrenz für die Bauwirtschaft.

Betriebe reagieren auf den Fachkräftemangel

Die Reaktion der Bauunternehmen auf die Abwanderung von Fachkräften wird zunehmend sensibler. 85 Prozent der befragten Unternehmen erwarten, dass die Abwanderung in Zukunft weiter zunehmen wird. Mehr als 40 Prozent der Unternehmen haben bereits Maßnahmen ergriffen, um dem entgegenzuwirken, wie etwa Gehaltserhöhungen und Verbesserungen des Betriebsklimas. Die Zahl der Unternehmen, die keine wirksamen Maßnahmen sehen, ist im Vergleich zu 2018 deutlich gesunken.

Potenzial zur Rückkehr

Trotz der Herausforderungen zeigt die Studie, dass viele abgewanderte Fachkräfte grundsätzlich bereit sind, unter besseren Arbeitsbedingungen in die Bauwirtschaft zurückzukehren. Neben einer besseren Vergütung sind insbesondere ein verbessertes Arbeitsklima und spürbare Entlastungen ausschlaggebend. Um die dringend benötigten Fachkräfte zu halten oder zurückzugewinnen, muss die Branche weiter an den Arbeitsbedingungen auf den Baustellen arbeiten.