
Nachhaltiger Wohnungsbau oft günstiger als gedacht
Eine aktuelle Kurzstudie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) in Kooperation mit dem Buildings Performance Institute Europe (BPIE) zeigt, dass nachhaltiges Bauen nicht zwangsläufig mit höheren Kosten verbunden ist. Die Analyse basiert auf 28 zertifizierten Wohnungsbauprojekten und kommt zu dem Ergebnis, dass klimafreundliche Bauweisen wirtschaftlich konkurrenzfähig sind.
Kein Zusammenhang zwischen CO₂-Bilanz und Baukosten
Die Auswertung belegt, dass es keine statistisch nachweisbare Verbindung zwischen niedrigen CO₂-Emissionen und hohen Herstellungskosten gibt. Projekte mit besonders geringer Klimawirkung schnitten in der Kostenbetrachtung teilweise sogar besser ab als weniger ambitionierte Vorhaben. Auch bei den DGNB-Zertifizierungsstufen zeigte sich kein konsistenter Zusammenhang: Gebäude mit Platin-Auszeichnung waren teils günstiger als solche mit Silber-Label.
Lebenszyklusbetrachtung bringt Einsparpotenziale
Die Studie legt nahe, dass wirtschaftliche Vorteile vor allem dann entstehen, wenn der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes in die Planung einbezogen wird. Besonders im späteren Betrieb lassen sich durch energieeffiziente Konzepte und nachhaltige Materialien Einsparungen erzielen. Damit wird ein zentrales Vorurteil der Branche widerlegt – nämlich, dass nachhaltiges Bauen per se mit Mehrkosten verbunden sei.
Frühzeitige Planung als Schlüssel zum Erfolg
Ein entscheidender Erfolgsfaktor liegt in der frühzeitigen und integralen Planung. Die Studie zeigt, dass sich der CO₂-Ausstoß über den Lebenszyklus eines Gebäudes stark verschoben hat. Während bei älteren Gebäuden vor allem der Betrieb Emissionen verursachte, liegt der Fokus bei Neubauten zunehmend auf der Bauphase. Besonders relevant ist hier die Wahl der Konstruktion und der Materialien, insbesondere beim Tragwerk.
Politische Vorgaben dringend notwendig
Vor dem Hintergrund der kommenden Anforderungen der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) fordern DGNB und BPIE eine zügige Festlegung regulatorischer Rahmenbedingungen. So könnte sich die Bauwirtschaft frühzeitig auf Standards wie das Null-Emissionsgebäude ab 2030 einstellen. Die Studienergebnisse liefern laut den beteiligten Organisationen konkrete Argumente gegen die weit verbreitete Annahme, dass Nachhaltigkeit automatisch mit Mehrkosten verbunden ist.