
Sachsens Wohnungswirtschaft unter Druck
Die sächsische Wohnungswirtschaft sieht sich mit einer zunehmenden Diskrepanz zwischen finanziellen Aufwendungen und tatsächlichem Baufortschritt konfrontiert. Trotz gestiegener Investitionen sei real weniger Bauleistung erbracht worden, erklärte Mirjam Philipp, Vorstand des Verbands Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG), bei der Jahresbilanz 2024. Die Genossenschaften investierten im vergangenen Jahr rund 611 Millionen Euro – ein leichtes Plus von 1,8 Prozent gegenüber 2023. Der Großteil floss in Instandhaltung und Modernisierung.
Neubau bleibt unterfinanziert
Die Mittel für den Neubau waren mit lediglich 46 Millionen Euro sehr begrenzt. Lediglich 195 neue Wohnungen wurden errichtet – etwa 90 weniger als im Vorjahr. Laut VSWG-Referent Sven Winkler wird der Spielraum für Investitionen zunehmend kleiner. Genossenschaften müssten genau abwägen, wie verfügbare Mittel eingesetzt werden, um wirtschaftlich tragfähige Projekte umzusetzen.
Kostensteigerung bremst Output
Zwar stiegen die Baupreise laut Verband nicht mehr so drastisch wie in den Vorjahren, dennoch lag der Anstieg 2024 bei 3,3 Prozent für Neubauten und 3,7 Prozent für Instandhaltungen. Auch beim Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vdw) zeigt sich ein ähnliches Bild: Die rund 639 Millionen Euro an Investitionen führten zu einem rückläufigen Output, weil Material- und Baukosten weiter steigen. Knapp die Hälfte der Summe floss in Instandhaltungsmaßnahmen, ein Drittel in Modernisierungen.
Wachsender Leerstand als wirtschaftliches Risiko
Ein zentrales Problem ist der anhaltende Wohnungsleerstand – besonders im ländlichen Raum. Die Leerstandsquote beträgt dort bis zu 20 Prozent, insbesondere in den Landkreisen Görlitz, Zwickau und im Erzgebirgskreis. In Städten wie Leipzig, Dresden und Chemnitz liegt sie dagegen bei rund 4 Prozent. Der wirtschaftliche Schaden ist erheblich: Die rund 25.000 leerstehenden Wohnungen verursachen jährlich rund 103 Millionen Euro an Kosten, die den Unternehmen für Investitionen in Neubau und Bestand fehlen.
Demografischer Wandel verschärft die Lage
Die Ursache für den Leerstand liegt laut vdw-Direktor Alexander Müller vor allem in der demografischen Entwicklung. In einigen Regionen fehle schlichtweg die Nachfrage, da immer weniger Menschen dort leben wollen oder können. Trotz eines leichten Rückgangs insgesamt sei die Situation auf dem Land besonders kritisch – mit weitreichenden Folgen für die Zukunft der Wohnungswirtschaft in Sachsen.