IfM Bonn: Mehr Mut zu einfacheren Bauvorschriften

IfM Bonn: Mehr Mut zu einfacheren Bauvorschriften

IfM Bonn: Mehr Mut zu einfacheren Bauvorschriften

  • Politik
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Die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland leidet unter langwierigen und schwer kalkulierbaren Genehmigungsverfahren für gewerbliche Bauvorhaben. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind davon betroffen, da ihnen häufig das notwendige Fachwissen, Personal oder finanzielle Spielräume fehlen. Eine aktuelle Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn hebt hervor, dass die Vielzahl und Komplexität baurechtlicher Vorgaben ein zentrales Investitionshemmnis darstellt.

Vereinfachung und Transparenz gefordert

Die Studie empfiehlt, gesetzliche Vorgaben auf Bundes- und Länderebene deutlich zu vereinfachen. Dabei geht es nicht nur um mehr Transparenz und Verlässlichkeit, sondern auch um den Abbau nicht zwingend notwendiger Vorgaben und Standards. Ziel sei eine dauerhafte Entlastung aller Beteiligten – von den Unternehmen über planende Dienstleister bis hin zu den Behörden. Eine stärkere Beteiligung dieser Akteure im Gesetzgebungs- und Evaluierungsprozess könnte zudem zu praxisnäheren Regelungen führen.

Bauämter zunehmend überfordert

Die Einbeziehung sachfremder Aspekte – etwa Energieeffizienzvorgaben im Kontext der CO₂-Neutralität – hat laut IfM Bonn die Regelungsdichte in den letzten Jahren massiv erhöht. Dies überfordert nicht nur Unternehmen, sondern zunehmend auch die zuständigen Bauämter. Eine Verschlankung der Vorschriften würde daher nicht nur die Antragsteller, sondern auch die Verwaltungsapparate deutlich entlasten.

Digitalisierung als Beschleuniger

Digitale Bauakten bieten laut der Studie große Chancen zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren. Sie verkürzen Postlaufzeiten, schaffen mehr Transparenz über den Bearbeitungsstand und ermöglichen im Idealfall eine parallele Bearbeitung durch alle Beteiligten. Eine zentrale Zuständigkeit auf Kreis- oder Regierungsbezirksebene könnte zudem Effizienzgewinne und die Entwicklung spezialisierter Expertise fördern – insbesondere bei komplexen Sonderbauten.

„Ermöglichungskultur“ auf kommunaler Ebene etablieren

Neben strukturellen Reformen rät das IfM Bonn zu einer veränderten Verwaltungskultur. Kommunale Behörden sollten Mitarbeitende dazu befähigen und ermutigen, vorhandene Ermessensspielräume aktiv zu nutzen. Ergänzend seien ein besseres Informationsangebot und individuelle Beratung für Antragsteller erforderlich. Kommunen, die diesen serviceorientierten Ansatz bereits verfolgen, profitieren nach Erkenntnissen der Studie unter anderem durch höhere Gewerbesteuereinnahmen – da Unternehmen bei Standortentscheidungen auch auf die Verwaltungsfreundlichkeit achten.