
Brückennotstand: Neuer Verkehrsminister unter Druck
Der Bundesrechnungshof hat erneut gravierende Mängel beim Zustand der Brücken in Deutschland festgestellt. Besonders kritisch bewertet wird die schleppende Umsetzung des Brückenmodernisierungsprogramms des Bundesverkehrsministeriums. Von rund 5.000 sanierungsbedürftigen Teilbauwerken an Autobahnbrücken, die bis 2032 ertüchtigt werden sollen, waren bis Ende 2024 lediglich 40 Prozent abgearbeitet. Die Autobahn GmbH liegt damit deutlich hinter den eigenen Zielvorgaben zurück.
Strukturelle Probleme bremsen Sanierungstempo
Trotz früher Hinweise auf Defizite bei Planung und Durchführung ist ein beschleunigter Sanierungsverlauf bisher nicht erkennbar. Die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e. V. (BVMB) sieht akuten Handlungsbedarf bei Finanzierung, Personal und Priorisierung. Die dringend benötigte Dynamik im Sanierungsprozess ist bislang ausgeblieben.
Auch Eisenbahnbrücken in kritischem Zustand
Nicht nur bei Straßenbrücken zeigt sich ein Sanierungsrückstand – auch die Eisenbahninfrastruktur leidet unter massiven Defiziten. Laut dem aktuellen Infrastrukturbericht des Eisenbahnbundesamtes hat sich der Zustand der Eisenbahnbrücken weiter verschlechtert. Im Jahr 2024 wurden lediglich 123 Brücken modernisiert – eine Zahl, die dem Ausmaß des Sanierungsstaus nicht gerecht wird.
Sanierungsziel verfehlt – Maßnahmen bleiben hinter dem Bedarf zurück
Im Rahmen der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung LuFV III wurden bis 2025 rund 30 Eisenbahnüberführungen ausgeschrieben. Um den aktuellen Zustand zu halten, müssten jährlich mehr als 120 Brücken ausgeschrieben und mindestens 50 eingeplant werden. Die Realität bleibt davon weit entfernt.
Forderung nach Kurswechsel in der Infrastrukturpolitik
Der neue Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder steht vor der Aufgabe, den Brückennotstand aktiv anzugehen. Gefordert werden konkrete Maßnahmen zur Beschleunigung von Planungen und Genehmigungen sowie mehr Investitionssicherheit für ausführende Unternehmen. Die BVMB fordert ein klares Umdenken in der Infrastrukturpolitik und eine konsequente Neuausrichtung der Prioritäten.