Zweistufige Vergabeverfahren

Das zweistufige Vergabeverfahren ist ein strukturiertes Prozessmodell im  öffentlichen Beschaffungswesen, das in zwei klar definierte Abschnitte gegliedert ist: die Teilnahme- und die Angebotsphase. Es wird primär für komplexe oder hochwertige Beschaffungen eingesetzt, bei denen eine genaue Prüfung und Selektion der Bieter von Bedeutung ist.

Erste Stufe: Teilnahmewettbewerb
  • Ziel: Auswahl qualifizierter Bieter für die nächste Phase.
  • Verfahren: Unternehmen werden aufgefordert, Teilnahmeanträge einzureichen, die ihre Eignung und Kompetenz belegen.
  • Auswahlkriterien: Die Auswahl basiert auf objektiven, transparenten Kriterien wie Fachkompetenz, finanzieller Stabilität und Erfahrung.
  • Ergebnis: Nur ausgewählte Unternehmen werden zur Abgabe eines Angebots aufgefordert.
Zweite Stufe: Angebotsphase
  • Verfahren: Die ausgewählten Unternehmen reichen ihre detaillierten Angebote ein.
  • Prüfung: Der Auftraggeber prüft die Angebote basierend auf festgelegten Zuschlagskriterien.
  • Entscheidung: Der Zuschlag wird an den Bieter erteilt, dessen Angebot am besten den Kriterien entspricht und als wirtschaftlichstes gilt.
Vorteile des Zweistufigen Verfahrens
  • Qualitätskontrolle: Ermöglicht eine sorgfältige Auswahl qualifizierter Bieter.
  • Effizienz: Reduziert die Anzahl der Angebote, die detailliert geprüft werden müssen.
  • Flexibilität: Erlaubt eine genauere Anpassung der Angebote an die Bedürfnisse des Auftraggebers.
Rechtlicher Rahmen
  • EU-Schwellenwerte: Oberhalb bestimmter Schwellenwerte ist dieses Verfahren für spezifische Verfahrensarten wie das Nicht-Offene Verfahren oder den Wettbewerblichen Dialog vorgeschrieben.
  • Nationale Regelungen: Unterhalb der EU-Schwellenwerte kann es bei beschränkten Ausschreibungen oder Verhandlungsvergaben angewendet werden.
  • Vergaberechtliche Grundlagen: Die Verfahrensregeln sind in den jeweiligen Vergabeverordnungen und -ordnungen festgelegt.
Anwendungsbereiche
  • Komplexe Projekte: Besonders geeignet für Vorhaben, bei denen technische Spezifikationen oder innovative Lösungen gefragt sind.
  • Großprojekte: Oft genutzt bei umfangreichen oder hochbudgetierten Projekten.
Prozessmanagement und Transparenz
  • Verfahrensmanagement: Erfordert eine strukturierte und transparente Verwaltung des gesamten Prozesses.
  • Transparenz und Fairness: Muss den Grundsätzen der Gleichbehandlung, Nichtdiskriminierung und Transparenz entsprechen.
Abgrenzung zum Einstufigen Verfahren
  • Direkter Vergleich: Im Gegensatz zum einstufigen Verfahren, bei dem alle interessierten Unternehmen direkt ein Angebot abgeben können, schränkt das zweistufige Verfahren den Kreis der Bieter zunächst ein.
Zusammenfassung

Das zweistufige Vergabeverfahren ist ein differenziertes und effektives Instrument im öffentlichen Beschaffungswesen, das eine präzise und qualitätsorientierte Auswahl von Bietern ermöglicht. Es trägt dazu bei, die bestmöglichen Angebote für komplexe oder umfangreiche öffentliche Aufträge zu erhalten und stellt sicher, dass nur qualifizierte Bieter in die engere Auswahl kommen.