Nachhaltige Beschaffung
Nachhaltige Beschaffung ist ein Prozess, bei dem öffentliche und private Organisationen beim Einkauf von Waren und Dienstleistungen soziale, ökologische und ökonomische Kriterien berücksichtigen. Ziel ist es, Produkte und Dienstleistungen zu erwerben, die während ihres gesamten Lebenszyklus – von der Herstellung bis zur Entsorgung – minimale negative Auswirkungen auf die Umwelt haben und gleichzeitig soziale Standards fördern.
Rechtliche Grundlagen
In Deutschland wird die nachhaltige Beschaffung durch verschiedene gesetzliche Bestimmungen geregelt, darunter § 97 Abs. 3 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), welcher öffentliche Auftraggeber anweist, bei der Vergabe von Aufträgen qualitative, innovative, soziale und umweltbezogene Aspekte zu berücksichtigen. Diese Regelungen spiegeln das wachsende Bewusstsein für die Bedeutung der Nachhaltigkeit im Beschaffungswesen wider.
Praktische Umsetzung
Die Praxis der nachhaltigen Beschaffung beinhaltet unter anderem die Suche nach Produkten, die aus recycelten Materialien hergestellt sind, den Einsatz von Einwegprodukten durch Mehrwegprodukte ersetzen oder Produkte, die leicht reparierbar und langlebig sind. Ebenso kann die Berücksichtigung der Energieeffizienz und des Ressourcenverbrauchs Teil der nachhaltigen Beschaffung sein. Öffentliche Auftraggeber sollen dabei unter anderem auf den Ausschluss von Kinderarbeit und die Einhaltung von Mindestlohnbestimmungen achten.
Vorteile und Herausforderungen
Nachhaltige Beschaffung trägt zur Risikominimierung bei, indem sie hilft, Verletzungen grundlegender sozialer und ökologischer Standards in der Lieferkette zu vermeiden. Sie kann auch langfristig Kosten sparen, beispielsweise durch die günstigere Entsorgung umweltfreundlicher Produkte. Gleichzeitig stehen Unternehmen und Organisationen vor der Herausforderung, Produkte zu finden, die sowohl wirtschaftlich als auch nachhaltig sind.
Bedeutung für Unternehmen und öffentliche Hand
Sowohl für private Unternehmen als auch für die öffentliche Hand ist die nachhaltige Beschaffung von großer Bedeutung. Sie trägt dazu bei, die Nachhaltigkeitsziele der Organisationen zu erreichen und gleichzeitig das Bewusstsein für umweltfreundliche und sozial verantwortliche Praktiken zu schärfen. Zudem kann eine gezielte nachhaltige Beschaffungspolitik das Image eines Unternehmens oder einer Behörde positiv beeinflussen und Vertrauen bei Kunden und Bürgern stärken.
Unterstützung und Ressourcen
Zur Unterstützung bei der Implementierung nachhaltiger Beschaffungsprozesse gibt es verschiedene Ressourcen und Hilfsmittel. Dazu gehören beispielsweise der KMU Kompass und die ISO 20400, ein internationaler Leitfaden, der Unternehmen bei der Gestaltung nachhaltigerer Beschaffungspraktiken unterstützt. Darüber hinaus bietet die Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung beim Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Inneren Beratung und Schulung für öffentliche Auftraggeber.
Einfluss auf Lieferketten und Produktlebenszyklen
Nachhaltige Beschaffung bezieht sich nicht nur auf das Endprodukt, sondern auch auf den gesamten Produktions- und Herstellungsprozess sowie auf die Ausführung der Leistung. Sie kann somit den gesamten Lebenszyklus eines Produkts, einschließlich der Produktions- und Lieferketten, umfassen und somit einen ganzheitlichen Ansatz zur Förderung von Nachhaltigkeit darstellen.