Nachforderungen

Nachforderungen im Vergabeverfahren bezeichnen die Aufforderung eines Auftraggebers an Bieter oder Bewerber, fehlende, unvollständige oder fehlerhafte Unterlagen nachzureichen, zu vervollständigen oder zu korrigieren. Diese Praxis ist ein wesentlicher Bestandteil des Vergabeverfahrens, um sicherzustellen, dass alle Angebote den Anforderungen entsprechen und fair bewertet werden können.

Rechtliche Grundlagen und Anwendungsbereiche

Nachforderungen sind in verschiedenen Bereichen der öffentlichen Auftragsvergabe gesetzlich geregelt:

  1. Bauleistungen: Gemäß § 16a VOB/A ist die Nachforderung bei Bauleistungen zwingend vorgeschrieben. Hier muss der Bieter innerhalb einer Frist von sechs Kalendertagen nach Aufforderung durch den öffentlichen Auftraggeber die erforderlichen Erklärungen oder Nachweise einreichen.
  2. Liefer- und Dienstleistungen: Im Bereich der Liefer- oder Dienstleistungen, geregelt durch § 16 Abs. 2 VOL/A und § 56 Abs. 2 VgV, liegt die Entscheidung zur Nachforderung im Ermessen des Auftraggebers. Dabei wird eine spezifische Nachfrist festgelegt, innerhalb derer die Nachforderungen erfüllt werden müssen.
Konsequenzen bei Nichterfüllung

Wird auf eine Nachforderung hin das Erforderliche nicht innerhalb der festgelegten Frist vorgelegt, kann dies zum Ausschluss des Angebots führen. Dies unterstreicht die Bedeutung der rechtzeitigen und vollständigen Beantwortung von Nachforderungen im Vergabeprozess.

Grenzen der Nachforderung

Während Nachforderungen ein wichtiges Instrument zur Klärung und Vervollständigung von Angeboten sind, dürfen sie nicht zu unzulässigen Nachverhandlungen führen. Aufklärungen in Bezug auf das Angebot sind zulässig, solange sie nicht den Rahmen des ursprünglichen Angebots verändern oder zu einer Wettbewerbsverzerrung führen.

Bedeutung für die Vergabepraxis

Die Praxis der Nachforderungen ermöglicht eine flexiblere Handhabung des Vergabeverfahrens, indem sie Bieter die Möglichkeit gibt, Unvollständigkeiten oder Fehler zu korrigieren. Dies trägt zur Steigerung der Qualität und Vollständigkeit der Angebote bei und fördert einen fairen und transparenten Vergabeprozess.