Funktionale Ausschreibung

Eine funktionale Ausschreibung ist ein Verfahren in der Auftragsvergabe, bei dem der Auftraggeber die zu erbringende Leistung nicht durch einen detaillierten Leistungskatalog, sondern durch die Beschreibung des erwarteten Ergebnisses definiert. In diesem Prozess wird dem Auftragnehmer die Verantwortung für Planung, Konzeption und Ausführung der Leistung übertragen.

Ziel und Anwendungsbereich

Das Ziel einer funktionalen Ausschreibung ist es, die technische, wirtschaftliche und gestalterische Expertise der Bieter zu nutzen, um die bestmögliche Lösung für das vorgegebene Projekt zu ermitteln. Der Auftraggeber legt dabei lediglich Funktion, Zweck und relevante Rahmenbedingungen fest. Die Art und Weise, wie diese Ziele erreicht werden, liegt im Ermessen des Auftragnehmers. Funktionale Ausschreibungen kommen häufig zum Einsatz, wenn aufgrund fehlenden Fachwissens des Auftraggebers oder der Komplexität des Vorhabens mehrere technische Lösungen denkbar sind.

Rechtliche Grundlage und Leistungsbeschreibung

Rechtliche Grundlagen für funktionale Ausschreibungen finden sich in verschiedenen Vorschriften wie § 7 VOB/A, § 7 VOL/A, § 31 VgV und § 23 UVgO. Die VOB/A unterscheidet zwischen der Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis und der Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm, wobei letztere die Basis für die funktionale Ausschreibung bildet. In dieser Form der Leistungsbeschreibung wird die geschuldete Leistung nach ihrer Funktion bzw. dem erwarteten Ergebnis definiert, nicht nach den spezifischen Arbeitsschritten oder Materialien.

Anwendungsbereiche und Bedeutung

Funktionale Ausschreibungen sind besonders relevant bei größeren Bauvorhaben, bei denen standardisierte Lösungen wie Fertigteilbauten oder spezialisierte Konstruktionen erforderlich sind. Sie eignen sich auch für Projekte, bei denen verschiedene technische Lösungen möglich sind, die nicht detailliert neutral beschrieben werden können. In solchen Fällen kann der Auftraggeber seine Entscheidung zur Wirtschaftlichkeit und Funktionsgerechtigkeit des Projekts auf der Grundlage der eingereichten Angebote treffen.

Besondere Anforderungen und Vorteile

Die funktionale Ausschreibung ermöglicht es, die Kreativität und das technische Know-how der Bieter optimal zu nutzen. Dies führt oft zu innovativen, effizienten und kosteneffektiven Lösungen. In öffentlichen Bauaufträgen kann die funktionale Ausschreibung gemäß der Richtlinie Nr. 100 Tz. 4.4 im Vergabe- und Vertragshandbuch für die Baumaßnahmen des Bundes (VHB) besonders zweckmäßig sein, um die bestmögliche Lösung für komplexe Bauvorhaben zu finden.

Zusammenfassung

Die funktionale Ausschreibung stellt einen flexiblen und effektiven Ansatz in der Auftragsvergabe dar, der es Auftraggebern ermöglicht, von der Fachexpertise und Innovationskraft der Bieter zu profitieren. Sie ist besonders vorteilhaft in Situationen, in denen verschiedene Lösungsansätze möglich sind und der Auftraggeber von den individuellen Vorschlägen der Bieter abhängig ist, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen.