Bewertungsmatrix | Bewertungskriterien

Eine Bewertungsmatrix ist ein systematisches Punktesystem, das in Vergabeverfahren eingesetzt wird, um das ökonomisch vorteilhafteste Angebot zu identifizieren. Diese Matrix wird besonders in öffentlichen Ausschreibungen angewendet, um Angebote auf Basis festgelegter Kriterien zu bewerten und zu vergleichen.

Funktion und Anwendung im Vergabewesen

Im Rahmen von öffentlichen Ausschreibungen stellen die Auftraggeber einen definierten Leistungskatalog auf, den alle Bewerber erfüllen müssen. Wenn diese Grundvoraussetzung erfüllt ist, wird üblicherweise der Preis als entscheidendes Kriterium für die Vergabe herangezogen. In manchen Fällen können jedoch spezifische Leistungskomponenten so relevant sein, dass sie in die Bewertung einfließen müssen. Eine Bewertungsmatrix hilft in solchen Situationen, die Angebote objektiv und transparent zu bewerten.

Vorteile einer Bewertungsmatrix

Die Hauptvorteile einer Bewertungsmatrix liegen in ihrer Übersichtlichkeit und Strukturierung. Bei umfangreichen Vergabeverfahren mit zahlreichen Kriterien und Bewerbern ermöglicht die Matrix eine klare und nachvollziehbare Darstellung der Bewertungsfaktoren. Sie bietet eine systematische Grundlage für die Entscheidungsfindung und erleichtert den Vergleich verschiedener Angebote.

Methoden zur Ermittlung des besten Angebots

Es existieren mehrere Methoden, um mithilfe einer Bewertungsmatrix das optimale Angebot herauszufiltern:

  1. Vollkostenmethode: Hierbei werden neben dem Angebotspreis auch alle weiteren Kosten, wie Installations- und Betriebskosten, über den gesamten Lebenszyklus berücksichtigt.
  2. Richtwertmethode: Bei dieser Methode wird das Verhältnis von Preis und Leistung betrachtet, wobei dem Preis und der Leistung spezifische Kennzahlen zugeordnet werden.
  3. Interpolations-Methode: Hierbei wird das günstigste Angebot als Basis genommen und die anderen Angebote im Verhältnis dazu bewertet.
Individualität der Bewertungsmatrix

Jede Vergabestelle muss individuell festlegen, welche Kriterien für ihre spezifische Ausschreibung relevant sind und wie diese gewichtet werden. Daher existiert keine universelle Vorlage für eine Bewertungsmatrix. Die Gestaltung der Matrix kann Kriteriengruppen, Mindestanforderungen und differenzierte Bewertungskriterien beinhalten.

Rechtlicher Rahmen und § 16 Abs. 8 VOL/A

Gemäß § 16 Abs. 8 der Vergabevorschriften (VOL/A) sind Vergabestellen verpflichtet, relevante Kriterien zu berücksichtigen, die durch den Auftragsgegenstand gerechtfertigt sind. Dies können Kriterien wie Qualität, Preis, technischer Wert, Ästhetik, Zweckmäßigkeit, Umwelteigenschaften und weitere sein. Die genaue Ausgestaltung der Bewertung, einschließlich der Entscheidung für eine Bewertungsmatrix, liegt im Ermessen der Auftraggebenden.

Zuschlagskriterien und ihre Veröffentlichung

Als Zuschlagskriterien bezeichnet man die Merkmale, die zur Ermittlung des wirtschaftlichsten Angebots herangezogen werden. Sie müssen in der Reihenfolge ihrer Gewichtung in der Vergabebekanntmachung oder in den Vergabeunterlagen veröffentlicht werden. Eine Änderung der Kriterien nach der Veröffentlichung ist nicht zulässig. Die Wertung der Angebote anhand eines Punktsystems muss dabei zeitgleich mit den Zuschlagskriterien kommuniziert werden. Im Unterschied zu Eignungskriterien können Zuschlagskriterien unterschiedlich erfüllt werden, was zu einer differenzierten Bewertung der Bieter führt.