Klimaschutz mit Messer und Gabel
Dieser Artikel wurde aus unserem Magazin SUPPLY entnommen.
Ökologische Beschaffung für Kommunen
Mit seinem veröffentlichten Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ will das Netzwerk deutscher Biostädte etwas mehr Schwung in die ökologische Beschaffung bringen. Dabei geht es um den Einkauf von Bio-Lebensmittel für öffentliche Einrichtungen; nachhaltig, lecker, gesund. Wie das geht, zeigt ein Blick in diesen Leitfaden.
Herausforderungen in der Beschaffung von Bio-Lebensmitteln
Sich gesund ernähren und etwas für die Umwelt leisten steht für viele Bundesbürger ganz oben auf der Agenda. Doch wenn in privaten Haushalten aufgrund der finanziellen Situation oder auch Bequemlichkeit gerne auf konventionell produzierte Lebensmittel zurückgriffen wird, sehen sich die Beschaffer von kommunalen Einrichtungen noch mit ganz anderen Problemen konfrontiert. Neben den umfänglichen Regularien des Vergaberechts, die es peinlich genau zu beachten gilt, tauchen nämlich für jeden, der die Sache engagiert angehen will, eine Reihe von Fragen auf:
Was sind eigentlich Bio-Lebensmittel? Welche Anforderungen muss man an sie stellen? Und wie bekommt man sie?
Detaillierte Antworten bietet jetzt der Leitfaden „Mehr Bio in Kommunen“, den das Netzwerk deutscher Biostädte jetzt herausgegeben hat, eine „Grüne Hanse“ der Städte Augsburg, Freiburg, Heidelberg, Lauf, München und Nürnberg.
Öffentliche Hand als treibender Faktor
Der Adressat ist so richtig wie das Ziel selbst. Mit einem Auftragsvolumen von jährlich mindestens 350 Mrd. Euro stellt die öffentliche Hand einen mächtigen Regulator für den bundesdeutschen Markt insgesamt dar. Und damit auch das Instrument, um den Einsatz und letztlich die Produktion von Bio- Lebensmitteln zu fördern. Dass diese gesünder sind als konventionell produzierte Lebensmittel, bestreitet mittlerweile niemand. Und betrachtet man nur die Versorgung von Kindergärten und Schulen, sieht man den Staat natürlich in einer hohen Verantwortung. Umso unverständlich, dass hier das Angebot an Bio-Lebensmittel noch verschwindend gering ist. Doch die ganze Bandbreite der Schwierigkeiten für Beschaffer – selbstverständlich einschließlich der Lösungen – erschließt sich dem Leser des Leitfadens nach der Lektüre.
Das zeigt folgender Auszug aus dem Inhalt:
- Der Rechtsrahmen für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung von Lebensmitteln und Catering-Dienstleistungen.
- Notwendige Schritte auf der politischen Ebene und im Verwaltungsbereich.
- Fahrplan für das Vergabeverfahren Vorschläge für die Formulierung der Vergabeanforderungen Schritte zur erfolgreichen.
- Einführung von Bio-Lebensmittel Erfolgsbeispiele aus Deutschland und Europa.
Fokus auf Vergaberecht als Schlüssel zum Erfolg
Das aktuelle Vergaberecht und dessen sichere Anwendung nehmen dabei einen erfreulich hohen Anteil ein. Denn hier scheint das größte Informationsdefizit bei den beschaffenden Stellen zu liegen und damit das größte Hemmnis für die Etablierung von Bio-Lebensmitteln. Dies bestätigt auch Dr. Alois Maderspacher, Pressesprecher im Referat für Gesundheit und Umwelt München: „In vielen Kommunen gab es den Wusch, vermehrt Bio-Lebensmittel für öffentliche Einrichtungen anzuschaffen. Das Problem war aber die Unsicherheit, wie man entsprechende Ausschreibungen, insbesondere EU-weit, vergaberechtskonform durchführt. Hier rückten nun München und Nürnberg 2012 zusammen, um sich auszutauschen.“
Praxistaugliche Unterstützung für Kommunen
Der Leitfaden gibt anderen Städten und Gemeinden Hilfestellung, ein weiteres Spektrum an Kriterien bei der Beschaffung von Nahrungsmitteln umzusetzen: „Mit dem Leitfaden können wir die Lücke zwischen dem wachsenden Wunsch nach Bioeinsatz auf der einen und dem notwendigem Know-how auf der anderen Seite schließen“, so Stephanie Jacobs, Referentin für Gesundheit und Umwelt München und Mitherausgeberin. „Wir möchten Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kommunen den „Bio-Einstieg“ so leicht wie möglich machen. Nun können Bio-Lebensmittel in Städten und Gemeinden so richtig Fahrt aufnehmen. In München setzen wir bei der Beschaffung zudem auf Regionalität, um den CO2-Ausstoß beim Transport möglichst gering zu halten.“ Damit ist auch ein weiteres wichtiges Ziel genannt: der Klimaschutz. Dass man hierbei nicht mit dem Praxisleitfaden die Sache als beendet sieht, zeigt ein weiteres Projekt, das Frau Jacobs anführt: „In München haben wir eine neue Beschaffungsleitlinie und setzen insbesondere bei der Beschaffung von Fleischprodukten auf unseren neuen Goldstandard: Bio und zugleich regional. Damit stellen wir neben der Qualität der Fleischerzeugnisse auch einen niedrigen CO2-Fußabdruck beim Transport sicher und fördern gleichzeitig die ökologische Landwirtschaft in unserer unmittelbaren Umgebung.“