Die Autobahn GmbH des Bundes

Die Autobahn GmbH des Bundes

Die Autobahn GmbH des Bundes

  • Redaktion
  • 7 Min

Dieser Artikel wurde aus unserem Magazin SUPPLY entnommen.

Holprig gestartet

Früher zahlte der Bund für die Autobahnen und im Rahmen der Auftragsverwaltung waren allein die Länder operativ für deren Bau, Betrieb und Unterhaltung zuständig. Künftig soll alles in einer Hand gebündelt werden. Endlich – so die Hoffnung vieler – baut auch Derselbe, der dafür bezahlt, nämlich der Bund durch seine eigens dafür gegründete Autobahn GmbH.

Herausforderungen beim Aufbau der Autobahngesellschaft

Allerdings ging es dann doch nicht so schnell wie zunächst verkündet. Nach schneller Gründung 2018 war an einen Start der neuen Gesellschaft im Jahr 2019 nicht zu denken. Neues Personal ist kaum zu rekrutieren, also muss man auf bestehende Einheiten der Landes-Straßenbauverwaltungen ebenso zurückgreifen wie auf die DEGES und die VIFG. Letztere ist bereits in die Autobahngesellschaft integriert, bei der DEGES waren noch rechtstechnische Probleme zu lösen, weil dort die Länder beteiligt sind, die eigentlich nicht mehr mitwirken sollten. Wie man hört, sucht die – selbst noch operative – DEGES derzeit äußerst aggressiv Personal und hat sogar Headhunter eingeschaltet, um später als möglichst große Einheit innerhalb der Autobahngesellschaft besonderes Gewicht zu gewinnen. Die Teams aus den großen Straßenbauverwaltungen der Länder wie NRW und Bayern werden wohl ähnliche Gedanken hegen. Personalgewinnung von den Ländern, Übernahme von deren Niederlassungen, Umgang mit über 100 verschiedenen IT-Systemen und beamtenrechtliche Fragen waren und sind riesige Probleme. Wohl deshalb wurde die Autobahngesellschaft zuerst durch exorbitante Beraterkosten bekannt, die dem Vernehmen nach in die Region von 100 Mio. Euro heranreichen sollen. 

Führung der Autobahngesellschaft: Fehlende Erfahrung im Straßenbau

Spricht schon dieses anfängliche Organisationschaos nicht für die Qualität der Vorbereitung, lässt auch die Auswahl der neuen Geschäftsführung aufmerken. Stephan Krenz, der Vorsitzende der Geschäftsführung, wird beruflich erstmals mit Straßenbau befasst, denn er kommt vom Schienenverkehrsbetreiber Abellio und war zuvor bei Bombardier Transportation. Die Geschäftsführerin für Finanzen, Anne Rethmann, hat ihre Berufserfahrung im Gesundheitswesen gesammelt. Lediglich Gunther Adler war schon einschlägig vorbefasst, nämlich als Staatssekretär im Bauministerium auf Bundes- und Landesebene, mit zuletzt falschem Parteibuch für CSU-Minister Seehofer. Bei der Autobahn GmbH ist er indes nur für Personal zuständig. Nur der Unterbau aus den Länderverwaltungen und der DEGES steht für die langjährige Erfahrung im Straßenbau.

Herausfordernder Übergang: Kompetenz- und Zuständigkeitsbrüche

Weil der Team-Aufbau so kompliziert ist, hatte man die Aufnahme der Geschäftstätigkeit erst einmal auf das Jahr 2021 verschoben. Dann würden alle Projekte, die bislang von den Ländern gemanagt werden, ab dem 01.01.2021 auf die Autobahn GmbH übergehen. Zweifellos ein spannender Moment, denn nicht alle, die bei den Ländern die Projekte verantwortet haben, wechseln auch hinüber zur Autobahn GmbH. Andererseits wechselten teilweise schon im Jahr 2020 Verantwortliche von den Ländern in die Bundesgesellschaft, wie etwa die Chefin von Straßen.NRW. Damit waren Brüche bei Zuständigkeiten und Kompetenzlinien im Übergangsjahr 2020 festzustellen. 

Erfolg durch bessere Planung und Effizienz?

Dennoch: in den letzten Jahren konnte trotz reichlich vorhandener Mittel das Potenzial für den Fernstraßenbau nicht ausschöpft werden. Es kann daher sinnvoll sein, Finanzierung, Planung, Bau und Erhaltung der Autobahnen in eine Hand zu legen. Keinesfalls darf sich die Autobahn GmbH ein Beispiel an der Deutschen Bahn nehmen, die auch ihr gesamtes Netz selbst verantwortet und deren Bautätigkeit man getrost als unkoordiniertes Chaos bezeichnen kann. Vielleicht stellt sich nach einigen Jahren heraus, dass die Schwierigkeit der Aufgabe gar nicht im Bau und der Unterhaltung der Autobahnen liegt, sondern in einer Beschleunigung der Planfeststellungsverfahren und einer Verbesserung der oft beklagte, unsorgfältigen Plan- und Ausschreibungsunterlagen. Es ist zu hoffen, dass der Autobahngesellschaft etwas mehr gelingt, als nur einen Mitarbeiterpool aus früheren Landeseinheiten zusammenzustellen. Das Zentralisieren allein bringt noch keinen Mehrwert. Bessere Planung, Ausschreibung und Effizienz sind der Maßstab, an dem die Bilanz der Autobahn GmbH in fünf Jahren gemessen wird.

Freie Fahrt

Dass die Autobahn GmbH des Bundes nicht ins Chaos führt, das bleibt nur zu hoffen.

  • Effizientes Arbeiten